Generalthema

Für Unternehmen ist das neue Millennium über die erste Dekade hinaus geprägt von Krisenzeiten. So musste sich das Management den Folgen des Platzens der sog. Dotcom-Blase ab 2000, der Finanz- und Wirtschaftskrise ab 2007 und schließlich der derzeitigen Staatsschuldenkrise im Euroraum stellen.

Welche Folgen ergeben sich daraus für die Betriebswirtschaftslehre (BWL)? Welchen Herausforderungen sieht sich die BWL in der Praxis, in der Wissenschaft und in der Lehre gegenüber? Welche Anforderungen stellen sich für die Disziplin bei der Entwicklung bestehender und neuer Planungs- und Risiko-Managementmethoden? Was erwarten Politik und Öffentlichkeit von den Unternehmen und von der BWL als wissenschaftlicher Disziplin?

Die Antwort auf diese Fragen ist besonders herausfordernd, denn heftige Kritik am alleinigen Ziel der Gewinnmaximierung und der Überbetonung des Shareholder-Value-Gedankens ebenso wie ein deutliches Misstrauen gegenüber der Stabilität eines komplex gewordenen und immer schwerer zu verstehenden Finanzsystems stellen viele der traditionellen Modelle in Frage. Der Unmut gegenüber einem vielfach opportunistischen Handeln von Managern, das die Krisen mit verursacht haben und einem falschen Anreiz-System im Finanzwesen geschuldet sein soll, lassen die Forderung nach einem Umdenken in der BWL lauter werden. Gleichzeitig sinkt das Vertrauen in den Staat, der in der Finanzkrise Banken und in der Staatsschuldenkrise Euroländer mit Milliardenhilfen zu Lasten des Steuerzahlers vor dem Bankrott retten musste.

Ziel der Pfingsttagung ist es, die Ausrichtung und die potenziellen Beiträge der BWL in Zeiten der Krise in und für Wissenschaft, Lehre und Praxis zu beleuchten. Wo besteht tatsächlich Änderungsbedarf im unternehmerischen Handeln, in der Ausbildung, in der Erforschung von Möglichkeiten der Frühwarnung und Bewältigung von Krisen durch Unternehmen? Welche Konsequenzen ergeben sich für die Regulierung? Die Tagung soll aus der Perspektive aller Teildisziplinen wissenschaftlich analysieren, inwieweit ein Umdenken gerechtfertigt erscheint, um auf dieser Basis Zukunftsperspektiven für die Betriebswirtschaft in Krisenzeiten zu entwickeln.